Am vergangenen Wochenende hatte ich die wunderbare Gelegenheit, beim Melt Festival einen Workshop zu leiten. Der Workshop trug den Titel "Embody Your Power".
Im Mittelpunkt dieses Workshops stand die Idee, durch Tanz, Bewegung und verschiedene Übungen bei sich selbst anzukommen, sich zu fühlen und anzunehmen, was ist. Es ging darum, herauszufinden, was es braucht, damit wir uns ein kleines bisschen stärker fühlen als zuvor.
In der Gruppe war das Thema Körper und das Unwohlsein mit diesem zentral. Der ständige Kampf mit dem eigenen Körper und die negativen Gedanken beeinträchtigen erheblich unsere eigene Kraft, wenn wir uns ständig fragen, ob wir gut genug sind – zu groß, zu dick, zu dünn, nicht weiblich oder männlich genug. Auch ich persönlich dachte bis vor kurzem, dass ich mit meinem Körper mittlerweile im Reinen bin, aber das war leider Quatsch. Seit ich im letzten Jahr ein paar Kilo zugenommen habe und meine Kleidung insgesamt spürbar enger geworden ist, bemerke ich meinen ständig kritischen Blick auf meinen Körper. Ich werfe ihm immer wieder abfällige Blicke zu und schaue auf Fotos sofort, wie mein Bauch aussieht. Und komme sehr oft zu dem Fazit, dass er schlecht aussieht. Das Komische ist, dass ich bei anderen Körpern Rundungen schön finde, aber bei mir selbst nicht.
Wer von euch hat ein gesundes Verhältnis zu seinem Bauch? Wer hat sein Leben lang nicht alles dafür gegeben, dass er konstant eingezogen ist? Lasst uns unseren Bauch einfach mal locker lassen, jetzt, beim Lesen dieser Zeilen. Raus damit. Es fühlt sich für mich fast komisch an, das zu tun. Ist das nicht verrückt? Wie tief es in uns verankert ist, dass wir unseren Bauch, sei er noch so klein, immer verstecken wollen. Dabei kann das sogar gesundheitliche Auswirkungen auf das Zwerchfell, die Verdauung und die Atmung haben. Den Bauch loszulassen ist für mich ein Sinnbild. Es geht tatsächlich darum, etwas loszulassen. Eine Idee, die definitiv nicht unsere ist, die aber tief sitzt. Wir sollten uns statt zu fragen, wie wir aussehen, fragen, wie wir uns fühlen. Weil daher rührt doch der ganze Mist, die ganze Unzufriedenheit in Wahrheit. Wir dürfen tiefer ansetzen und verstehen, dass unser Körper dafür da ist, uns durch dieses wunderbare Leben zu tragen, nichts anderes. Er ist ein unglaubliches Wunderwerk, durch das wir all diese Erfahrungen auf dieser Erde machen können. Wie er dabei aussieht, ist im Grunde wirklich egal. Wer bestimmt denn eigentlich, was schön ist? Es ist ein platter Spruch: "Die wahre Schönheit kommt von Innen". Doch ist es nicht so? Statt Gedanken an Diäten oder eine ferne, "schönere" Zukunft könnten wir uns doch mal zur Abwechslung mit unseren verkorksten, realitätsfernen und von Kindesbeinen an eingeimpften Glaubenssätzen und Schönheitsidealen auseinandersetzen. Ahnt ihr, wie viel Energie dann freiwerden würde? Energie für Dinge, die uns persönlich so viel weiterbringen würden in unserer eigenen Schaffenskraft. Was könnten wir dadurch bewegen, wenn wir in Frieden mit unserem Körper kommen?
Das Patriarchat zusammen mit dem Kapitalismus hat es wirklich sehr geschickt eingefädelt, uns ein Leben lang glauben zu machen, dass wir nie gut genug sind und dass es immer etwas Besseres gibt, nach dem wir streben müssen. Gerade höre ich das Buch auf Spotify "Das Leben ist zu kurz, den Bauch einzuziehen" von Sandra Wurster. Es geht darum, die Verbindung zu sich selbst aufzubauen, sich bewusster zu werden und liebevoll mit sich selbst und dem süßen Körper zu sein. Lasst uns dieses Buch doch kollektiv hören, damit wir dieses Kapitel des Bodyshamings in unserer Menschheitsgeschichte endlich hinter uns lassen können. Wenn wir uns so akzeptieren, wie wir eben geschaffen sind und aufhören, uns zu vergleichen, kann die Energie endlich frei werden, um sie dahin zu lenken, wo sie viel mehr gebraucht wird.
We can do it. In this together. Alles Liebe, Sophie.