Seit nun anderthalb Jahren bin ich Single, und das hat einiges mit sich gebracht. Plötzlich muss ich lernen, allein zurechtzukommen, mir die Liebe, die ich zuvor von jemand anderem so intensiv erhalten habe, selbst zu schenken und zu begreifen, dass nur ich selbst für mein eigenes Leben verantwortlich bin. Dabei wird einem auch klar, wie sehr man offenbar auf die Liebe von außen angewiesen ist. Es fühlt sich an, als wären wir nur dann vollständig, wenn uns ein „significant other“ das ersehnte Feedback gibt. Nur dann fühlen wir uns schön genug, liebenswert genug – ganz.
Es reicht nicht aus, wenn dir andere Menschen Aufmerksamkeit und Zuneigung schenken oder wenn Freund*innen dir spiegeln, wie wunderbar du bist. In meinem Fall – und ich glaube, viele von uns kennen das – muss diese Bestätigung von einem Mann kommen. Und ehe man es sich versieht, dreht sich das Leben irgendwie darum, aktiv oder passiv, ständig nach dieser Anerkennung zu suchen. Sie begleitet mich überall hin, und ich kann sie nicht abschütteln, nicht einfach loswerden, egal wie sehr ich es mir wünsche. Es ist wie ein Gift, das ich seit Anbeginn meines Lebens Löffel für Löffel zu mir nehme.
Auf dem Weg zur eigenen Heilung führt kein Weg daran vorbei, sich mit den eigenen Eltern und der Kindheit auseinanderzusetzen. Ich bin überzeugt, dass es in der Generation Y (1980–1994) viele Eltern – vor allem Väter – gibt, die emotional oft nicht die hellsten Sterne waren. Viele von ihnen hatten Schwierigkeiten, eine stabile, emotionale Bindung zu ihren Kindern aufzubauen und zu halten. Als Kind verstehen wir nicht, dass unsere Eltern auch ihre eigenen inneren Kämpfe und ihre eigenen Bewältigungsstrategien entwickelt haben, weil auch in ihrer Kindheit Liebe, Anerkennung und Zärtlichkeit auf eine Weise gefehlt haben. Für ein kleines Kind gibt es nichts Wichtigeres, als in Verbindung mit den Eltern zu sein. Wenn sie uns nicht geben können, was wir brauchen, beginnt bereits in jungen Jahren der Kampf um Anerkennung und Liebe – um zu überleben. Nichts ist uns zu mühsam, weil wir diese Bindung so dringend brauchen.
Mein Vater war oft abwesend – innerlich. Er war freundlich, aber oft in seiner eigenen Welt gefangen. Er mochte sich selbst nie wirklich, und damit ringt er bis heute. Manchmal erreichte mich ein Funken seiner puren Liebe, und in diesen Momenten fühlte ich mich heil. Mein Leben lang habe ich darum gekämpft, diesen Funken zu einem Flämmchen zu machen, weil ich glaubte, dass es meine Verantwortung sei, wenn ich nur liebenswert, schön und witzig genug wäre, keine Probleme machte und für alles Verständnis hätte... Und ehe man es bemerkt, ist man äußerlich erwachsen, doch innerlich läuft dasselbe Programm weiter, überträgt sich auf andere Beziehungen, ohne dass wir es greifen können – weil wir es nicht anders kennen. Bis das Leben uns eines Tages dann ein meist schmerzhaftes Geschenk macht – wie bei mir, als ich in meiner letzten Beziehung verlassen wurde. Dann können wir nicht mehr vor dem Schmerz in uns weglaufen. Gleichzeitig beginnt in solchen Momenten auch die notwendige Heilung. So können wir endlich anfangen, uns selbst besser zu verstehen und zu begreifen, dass wir uns immer nach der stabilen Liebe sehnen, die uns eigentlich von unseren Eltern hätte gegeben werden sollen. Und es hat ganz und gar nichts mit unserem eigenen Wert zu tun.
In Momenten, in denen wir uns stark nach dieser Liebe von außen sehnen, in denen wir nach Bestätigung suchen, weil wir glauben, nur dann richtig, ganz, gut und wertvoll zu sein, sollten wir innehalten und uns daran erinnern, dass dies der Wunsch ist, den wir in unserer Kindheit hatten. In solchen Momenten umarme ich mich selbst – manchmal nur in Gedanken, manchmal auch ganz real.
Probiert es aus. Es ist Balsam für die Wunden, die wir alle in uns tragen.
Langsam aber sicher, ihr süßen Wesen, werden wir es schaffen, dass diese Wunden heilen. Immer mehr. Immer besser. Ich bin sicher.
In this together, all the love 🫶
Sophie
2 Kommentare
Thank you <3
Danke! Es tut gut zu hören, nicht als Einziges diese Probleme zu haben… Sich selbst zu akzeptieren und alleine klar zu kommen, und der eigene Anker zu sein ist schon seit Ewigkeiten mein Ziel, aber ich komm irgendwie nicht näher. Oder so scheint es :))
LG!